Die rote Stadt Zusatzinfos, Teil 5: Machi
Machis um 1900. Quelle Wikipedia |
In Die rote Stadt spielen die Figur der Machi eine sehr wichtige Rolle für die Mapuches. Das war zu Zeiten der Eroberung so, und ist heute immer noch so geblieben.
Ein(e) Machi ist eine Art Heiler, eine einem Schaman ähnliche Figur - darauf weisen auch die Ritualtrommeln hin, die die Machis auf dem obigen Foto in den Händen halten (die Zeichnung auf der Trommel symbolisiert das Universum). Sie können in ihrer Gemeinschaft aber auch als spirituelle, kulturelle oder politische Anführer fungieren. Heute sind Machis in der Regel (aber nicht ausschließlich) Frauen, historisch gesehen konnten sowohl Frauen als auch Männer Machis sein.
Die religiösen Vorstellung der Mapuches sind sehr stark von der Dualität geprägt - alles hat eine gute und eine schlechte Seite, nichts und niemand ist nur böse oder nur gut (selbst das Universum ist aus dem Kampf zweier Kräfte, Kai Kai und Tren Tren, entstanden - ich schreibe später noch etwas dazu). Die Rolle der Machi ist demnach, ein beschädigtes Gleichgewicht wieder herzustellen.
Machi, 1976. Quelle: Memoriachilena |
Dies kann sowohl durch religiöse Handlungen, Rituale, Gesang etc, geschehen (siehe das Bild links) als auch durch Behandlungen mit aus Kräutern hergestellten Arztneien (Machis sind in der Regel ausgezeichnete Botaniker), Veränderungen bei der Ernährung etc.. (Und ja, man kann heute noch in den Siedlungsgebieten der Mapuches einen Termin bei einer Machi buchen, eine Art ganzheitliche Behandlung).
Wie in dem Roman beschrieben, muß man, um Machi zu werden, eine lange - ausschließlich mündliche und praktische - Ausbildung bei einer älteren, angesehen Machi absolvieren. Allein die Ausbildung reicht jedoch nicht - die allermeisten werden zusätzich dazu "aufgerufen", in der Regel durch einen Traum: es handelt sich also buchstäblich um eine "Berufung" (und "Abbrecher" gibt es auch, wenn man merkt, daß die Berufung nicht ausreicht).
Sehr wichtig ist anzumerken, daß die spanischsprachige chilenische Literatur zwar gelegentlich die Machi als eine todbringende Hexe darstellt - so etwa in Marta Brunets klassischer Erzählung die Machi von Hualqui, für die Mapuchekultur ist dies jedoch Unsinn, da es gerade eine der Aufgaben der Machis ist, das Gleichgewicht der Welt aufrecht zu erhalten und gegen böse Hexer, Kalkus, die in den Höhlen der Anden leben und Menschen angreifen, zu kämpfen.
Die Machi ist eine geistige und gesellschaftliche Autorität, kein Zerstörer.
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