Die rote Stadt Zusatzinfos, Teil 8: Die Cäsarenstadt
Expedition von Almagro in Chile v. Pedro Subercaseaux. wikipedia |
In der Roten Stadt spielt der Versuch der Soldaten, eine Expedition in die legendäre Cäsarenstadt zu organisieren, eine wichtige Rolle für die Handlung. Diese Stadt ist zwar nicht echt, aber die Legende, die sich um sie herum entwickelt hatte, umso mehr. In dieser phantastischen Stadt vermischten verschiedene Gerüchte, Halbwahrheiten und Wunschvorstellungen zu einer Art El Dorado Patagoniens.
Ihren Anfang nahm die Geschichte in der Expedition von Sebastán Caboto (links, als reifer Gelehrter) Ende der 1520er, bei der Europäer zum ersten Mal das Territorium des heutigen Argentinien erkundigt haben. Dabei stieß ein Trupp unter Francisco Cesar ins Landesinnere vor und hörte dabei von Einheimischen aufregende Geschichten über eine sagenhaft reiche Stadt irgendwo weiter landinnenwärts (daher auch der spätere Name Cäsarenstadt). Heute nehmen Historiker an, sie hätten dabei über Inkastädte wie Cuzco gesprochen. Deren Existenz war den Spaniern bereits bekannt, und aus irgendeinem Grund nahmen Cesar und seine Männer an, es könnte sich nicht um diese Städte handeln, sondern es müßte etwas völlig Anderes sein.
Später kamen noch die Gerüchte und Spekulationen über das Schicksal von (möglichen) Überlebenden von unzähligen Schiffsbrüchen in der Magellanstraße und an den Küsten Patagoniens. Was war ihnen tatsächlich zugestoßen: haben sie sich den Indianern angeschlossen? Oder wurden von ihnen gefangen genommen? Haben sie eigene Siedlungen gegründet oder gar eigene Königreiche? In den spanischen Städten weiter nördlich war darüber nichts bekannt, außer Spekulationen, und so wurde mit der Zeit die Version mit der eigenen Stadt der Schiffsbrüchigen irgendwo in Patagonien am beliebtesten und verschmolz dabei mit der sagenhaften Stadt der Cäsaren zu einem völlig phantastischen Ort, der prächtiger sein sollte als alles andere, was man sonst auf dem amerikanischen Kontinent vorfand.
Die Soldaten im Roman planen ihre Expedition Ende 1594, als die Legende zur vollen Blüte gelangt war, und zur selben Zeit plante der Generalgouverneur von Chile, Martin García Óñez de Loyola, in Santiago ebenfalls eine Expedition, die nie stattfand (er starb Weihnachten 1598 bei der Schlacht von Curalaba). Tatsächlich durchgeführt wurden die Expeditionen von 1604 und 1670, die natürlich nichts fanden (aber andererseits verbesserten sie die geographishen Kenntnisse der spanischen Eroberer schon etwas). Trotz dieser Rückschläge fanden auch im 18. Jahrhundert mehrere Expeditionen an Südspitze des Kontinents statt, die ebenso erfolglos waren.
Erst die endgültige Eroberung Patagoniens durch die neu entstandenen Republiken Chile und Argentinien bewies endgültig, daß die Stadt nicht exisitierte und nie existiert hat, für die Kultur der beiden Länder spielt die Legende bis heute eine Rolle wie El Dorado in den Tropen Zentralamerikas.
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